Tomaten – sie gehören zu unseren täglichen Lieblingszutaten. Frisch, saftig, und perfekt für Salate, Soßen oder Gazpacho. Aber wusstest du, dass sie auch Spitzenreiter bei der Pestizidbelastung sind? Laut einem aktuellen Bericht von Ecologistas en Acción wurden in Tomaten, die in Spanien verkauft werden, bis zu 31 verschiedene Pestizide gefunden! Damit führen sie die Liste an, gefolgt von anderen scheinbar gesunden Lebensmitteln wie Kopfsalat, Mandarinen, Erdbeeren und Äpfeln.

Dieser Bericht basiert auf Untersuchungen der Spanischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (AESAN) und legt offen, was viele von uns nicht wissen: Pestizidrückstände sind überall, sogar in Lebensmitteln, die wir für absolut unbedenklich halten. Besorgniserregend sind vor allem Stoffe, die als endokrine Disruptoren bekannt sind – Pestizide, die unser Hormonsystem beeinflussen können.

Pestizide im Alltag: Ein unerwarteter Cocktail

Der Bericht „Direkt in deine Hormone“ zeigt, dass die Präsenz von Pestiziden in unseren Lebensmitteln immer noch weit verbreitet ist. Insgesamt wurden 106 verschiedene Pestizide in den 2022 in Spanien verkauften Lebensmitteln nachgewiesen, wobei 36 % der Proben Pestizidrückstände enthielten. Bei Obst und Gemüse stieg dieser Anteil sogar auf 43 %.

Besonders erschreckend: 59 der nachgewiesenen Pestizide wirken direkt auf unser Hormonsystem. Darunter befindet sich sogar das berüchtigte DDT, ein längst verbotenes Insektizid. Zudem wurden 32 in der EU nicht zugelassene Pestizide gefunden. In vielen Fällen handelt es sich um Stoffe, die krebserregend sind oder Fortpflanzung und Hormone beeinträchtigen – ein echter Chemie-Cocktail.

Gesunde Lebensmittel oder Pestizid-Bombe?

Eigentlich sollen uns Salate, frische Tomaten oder eine Schüssel Obst gesund halten. Doch der Bericht zeigt, dass genau diese vermeintlich gesunden Gerichte zu einer Zeitbombe für unsere Gesundheit werden können. Bis zu neun verschiedene Pestizide wurden in einer einzigen Probe Birnen nachgewiesen. Und auch in typischen Zutaten wie Tomaten, Gurken und Paprika fanden sich zahlreiche Rückstände. Das bedeutet: Jedes Mal, wenn du einen frischen Salat isst, könnte dein Teller eine kleine chemische Überraschung bergen.

Was bedeutet das für uns?

Laut dem Bericht sind diese Pestizide in den meisten Fällen legal, da sie unter den aktuellen Grenzwerten liegen. Aber Experten fordern, dass diese Grenzwerte dringend überarbeitet werden müssen. Denn endokrine Disruptoren, also hormonaktive Pestizide, können bereits in kleinsten Mengen negative Auswirkungen auf unseren Körper haben. Noch beunruhigender ist, dass die gesetzlichen Grenzwerte den Kombinationseffekt mehrerer Pestizide nicht berücksichtigen – der sogenannte „Cocktail-Effekt“. Dieser könnte das Gesundheitsrisiko weiter erhöhen, doch darüber gibt es bisher keine umfassenden Studien.

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt

Die Folgen dieser Pestizidbelastung betreffen nicht nur uns als Konsumenten. Auch die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, sind täglich den Chemikalien ausgesetzt. Oft fehlen Schutzmaßnahmen, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Und dann ist da noch die Umwelt: Pestizide schaden den Böden, den Wasserläufen und der Biodiversität. Besonders in ländlichen Regionen wird die Natur durch den ständigen Pestizideinsatz nachhaltig geschädigt. Und das Schlimmste? Einige der am häufigsten verwendeten Pestizide wie Glyphosat, das 2022 in Spanien zu den meistverkauften Pestiziden zählte, wurden nicht einmal in den offiziellen Tests erfasst.

Was also tun?

Tomaten gründlich zu waschen hilft, um Schmutz und einige Oberflächenrückstände von Pestiziden zu entfernen, aber es ist leider keine Garantie dafür, dass alle Pestizide vollständig beseitigt werden. Viele Pestizide dringen tief in die Schale oder sogar in das Fruchtfleisch ein, sodass einfaches Abwaschen oder Abreiben nicht ausreicht. Hier sind einige Tipps, wie du als Konsument mit Lebensmitteln besser umgehen kannst:

1. Bio-Produkte bevorzugen 

   Der Kauf von Bio-Tomaten und anderen Bio-Lebensmitteln ist eine der besten Möglichkeiten, um Pestizidrückstände zu minimieren. Im biologischen Anbau sind viele der in diesem Bericht genannten Pestizide verboten.

2. Richtige Reinigung 

   Wenn du keine Bio-Produkte kaufst, kannst du die Tomaten gründlich mit Wasser und einer Bürste abwaschen. Es gibt auch spezielle Obst- und Gemüsewaschmittel, die helfen sollen, Rückstände zu entfernen. Ein Essig-Wasser-Bad (eine Mischung aus 1 Teil Essig und 3 Teilen Wasser) kann ebenfalls einige Pestizide lösen.

3. Schälen 

   Das Schälen von Tomaten kann helfen, einen Teil der Pestizide zu entfernen, da sie oft an der Schale haften. Allerdings gehen damit auch einige Nährstoffe und Geschmacksstoffe verloren, die in der Schale enthalten sind.

4. Saisonale und regionale Produkte kaufen 

   Achte darauf, Tomaten und andere Lebensmittel aus deiner Region und zur jeweiligen Saison zu kaufen. Sie werden oft mit weniger chemischen Mitteln behandelt, da der Transport kürzer ist und die Ernte schneller zum Verbraucher gelangt.

5. Lebensmittelvielfalt erhöhen 

   Es kann helfen, eine große Bandbreite an Obst und Gemüse zu essen. Indem du die Vielfalt erhöhst, verringerst du die Wahrscheinlichkeit, große Mengen eines bestimmten Pestizids durch regelmäßigen Konsum zu dir zu nehmen.

6. Gemüse fermentieren 

   Fermentieren ist eine natürliche Methode, um Obst und Gemüse zu konservieren, und es gibt Hinweise darauf, dass dieser Prozess Pestizidrückstände reduzieren kann. Fermentierte Tomaten könnten also eine gesunde und leckere Alternative sein.

7. Informiert bleiben 

   Halte dich über Berichte und Untersuchungen wie den von Ecologistas en Acción auf dem Laufenden. So kannst du bewusste Entscheidungen treffen und Produkte meiden, die besonders stark belastet sind.

Zusammengefasst: Während Waschen und Schälen hilft, ist es nicht die endgültige Lösung. Der beste Ansatz besteht darin, wo möglich auf Bio-Lebensmittel zurückzugreifen, informierte Kaufentscheidungen zu treffen und möglichst vielfältig zu essen.

Fazit: Augen auf beim Einkauf!

Was bedeutet das für dich? Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, wo deine Lebensmittel herkommen und wie sie produziert wurden. Der Umstieg auf Bio-Produkte kann eine Möglichkeit sein, um die Pestizidbelastung zu minimieren. Doch eines ist klar: Es muss sich auf gesetzlicher Ebene etwas ändern. Die Grenzwerte für Pestizide sollten überarbeitet und strenger kontrolliert werden – für die Gesundheit aller und zum Schutz unserer Umwelt. Also: Beim nächsten Bissen in eine saftige Tomate vielleicht zweimal überlegen, woher sie kommt und was noch alles daran haften könnte. Foto: Thomas Martinsen