Ein Richter in Sevilla ermittelt gegen die stellvertretende Rechtssekretärin von Vox, Marta Castro, und den ehemaligen Koordinator der ultraparlamentarischen Fraktion im andalusischen Parlament, Nicolás Gutiérrez, wegen mutmaßlicher Fälschung öffentlicher Dokumente. Castro ist die Leiterin der Rechtsabteilung der populistischen Rechtspartei und leitet zahlreiche Klagen gegen Politiker wie die ehemaligen katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont und Quim Torra, Podemos-Führer Pablo Iglesias und Präsident Pedro Sánchez.
Der Ursprung des Verfahrens ist ein Arbeitskonflikt zwischen Vox und dem Rechtsanwalt Francisco Javier Martínez. Als dieser sein Honorar einforderte, erklärte Vox, er sei bereits schriftlich wegen schlechter Leistung und Disziplinlosigkeit entlassen worden. Der Beschwerdeführung zufolge hat das angebliche Kündigungsschreiben, zugestellt via Burofax (ähnlich dem deutschen Einschreiben), nie existiert und wurde „nachträglich angefertigt“, um dem Gericht vorgelegt zu werden. Was das Burofax betrifft, so gab es in der Tat zwei verschiedene Sendungen, die Vox als eine einzige präsentierte: die erste war ein Aufruf zu einem Treffen und die zweite kam aufgrund der durch die Pandemie auferlegten Beschränkung nie am Bestimmungsort an.
Der Kläger erkärt: „Die Angeklagten schickten am 4. März ein Burofax, das, wie sie sagen, am 15. Februar, also 19 Tage vor dem Versand, eintraf.“ Die Nutzung dieses Dienstes ist ein Verfahren, das in Rechtsstreitigkeiten verwendet wird, um den Inhalt einer Sendung und das Empfangsdatum zu beweisen. Aus diesem Grund gilt ein Burofax als ein öffentliches Dokument und die Änderung oder Vertuschung eines Datums als Urkundenfälschung.
Der Beschwerdeführer behauptet, dass Castro und Gutiérrez nicht nur versucht haben, ihm in dem Rechtsstreit wegen Nichtzahlung der Schulden zu schaden, sondern auch sein berufliches Ansehen zu schädigen, indem sie ein Schreiben zur disziplinarischen Entlassung fabriziert haben, das es nie gegeben hat.
Der Richter hat die Klage wegen Fälschung öffentlicher Dokumente (die mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann) zugelassen. Im Hintergrund dieses Konflikts steht die Krise der Ultra-Partei in Andalusien. Der Anwalt Francisco Javier Martínez hing vom Fraktionsvorsitzenden, dem ehemaligen Richter Francisco Serrano ab. Als dieser in Ungnade fiel, wurde auch sein Anwalt an den Rand gedrängt. Heute ist Martínez juristischer Leiter von TÚpatria, der Partei, die aus einer Spaltung von Vox im vergangenen Juli hervorgegangen ist.