Am Sonntag hat das spanische Seerettungszentrum „Salvamento Marítimo“ drei Leichen geborgen und 29 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet, das in den Gewässern nahe der Küste Almerías entdeckt wurde. Nach Angaben der Seenotrettung stammen die Überlebenden aus dem Maghreb. Der Rettungseinsatz begann gegen 10:15 Uhr, als das Koordinationszentrum in Cartagena (Murcia) den Kollegen in Almería eine mögliche Position des Bootes sowie eine Satellitentelefonnummer übermittelte. Mehrere Kontaktversuche über das Telefon blieben jedoch erfolglos. Daraufhin wurde das Frachtschiff „Nysted Maersk“, das sich in der Nähe befand, gebeten, nach der Flüchtlingsgruppe Ausschau zu halten.

Zunächst konnte die Crew des Frachters das Boot nicht sichten, doch kurze Zeit später entdeckten sie eine etwa sieben Meter lange, schwarze Schlauchboot. Die Menschen an Bord trugen keine Schwimmwesten. Gegen 14:15 Uhr erreichte das Rettungsschiff „Guardamar Polimnia“ die Unglücksstelle und begann mit der Bergung der Überlebenden sowie der drei männlichen Leichen. Die Geretteten, die sich in einem scheinbar stabilen gesundheitlichen Zustand befanden, wurden an Bord genommen. Die „Guardamar Polimnia“ steuerte daraufhin den Hafen von Almería an, wo sie gegen 17:20 Uhr erwartet wurde.

Aktuelle Lage an der Küste Andalusiens

Die Küste Andalusiens ist seit Jahren eine der wichtigsten Anlaufstellen für Geflüchtete, die über das Mittelmeer Europa erreichen wollen. Besonders der westliche Mittelmeerweg, der von Marokko, Algerien und anderen nordafrikanischen Staaten in Richtung Spanien führt, wird von vielen als eine der wenigen Fluchtrouten genutzt. Dabei versuchen die Geflüchteten, die überfüllten Lager in Ländern wie Libyen oder Marokko zu verlassen und ein neues Leben in Europa zu beginnen, trotz der hohen Risiken, die mit der Überfahrt verbunden sind.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und spanischen Behörden hat die Zahl der Geflüchteten, die auf diesem Weg Spanien erreichen, in den letzten Jahren geschwankt. Während 2018 mit über 57.000 registrierten Ankünften auf dem Seeweg ein Höchststand erreicht wurde, sind die Zahlen seitdem etwas gesunken. Im Jahr 2023 wurden bis Ende September etwa 23.000 Ankünfte über das Mittelmeer verzeichnet, von denen ein großer Teil in Andalusien landete, insbesondere in den Provinzen Almería, Málaga und Cádiz.

Todesfälle und Rettungen: Trotz der zurückgehenden Zahlen bleibt die Überfahrt über das Mittelmeer eine der gefährlichsten Routen weltweit. Schätzungen zufolge sind allein im Jahr 2023 etwa 900 Menschen bei dem Versuch, Spanien über das Meer zu erreichen, ums Leben gekommen oder werden vermisst. Viele Boote sind nicht seetüchtig und überladen, und die Menschen an Bord verfügen oft über keine Rettungsmittel wie Schwimmwesten.

Provinzen mit den meisten Ankünften: Die meisten Geflüchteten erreichen Spanien über Andalusiens Küste, wobei die Provinzen Almería, Granada und Málaga besonders betroffen sind. Der Hafen von Almería ist häufig der Zielhafen von Rettungseinsätzen. Ein weiterer bedeutender Ankunftsort ist die Region um Tarifa und Cádiz, da die Entfernung zur nordafrikanischen Küste dort am kürzesten ist.

Herausforderungen und staatliche Reaktionen

Die hohe Zahl ankommender Geflüchteter stellt Spanien und insbesondere Andalusien vor große Herausforderungen. Oftmals sind die Unterkünfte überfüllt, und die Ressourcen für Erstversorgungen, wie medizinische Hilfe und psychologische Betreuung, sind knapp. Der spanische Staat arbeitet eng mit europäischen und internationalen Organisationen wie der Europäischen Grenzschutzagentur (Frontex) und der IOM zusammen, um sowohl Rettungsaktionen als auch die Integration und die Rückführung von Geflüchteten zu koordinieren. In den letzten Jahren hat Spanien seine Küstenwache erheblich ausgebaut, und die Zusammenarbeit mit nordafrikanischen Staaten wie Marokko wurde intensiviert, um Fluchtbewegungen frühzeitig zu verhindern. Gleichzeitig wird kritisiert, dass diese Maßnahmen teilweise die Menschen in noch gefährlichere Situationen bringen, da sie riskantere Routen wählen.

Die Fluchtroute über das Mittelmeer wird wohl auch in den kommenden Jahren stark frequentiert bleiben. Konflikte, politische Instabilität und wirtschaftliche Not in Nordafrika und anderen Regionen Afrikas treiben weiterhin viele Menschen in die Flucht. Experten erwarten, dass der Migrationsdruck auf die spanische Mittelmeerküste anhalten wird, und fordern verstärkte humanitäre Maßnahmen, um das Leid der Geflüchteten zu lindern und die hohen Todeszahlen auf dem Mittelmeer zu senken.

Foto: Simon Hurry