„Mit dem Virus dürfen wir keine Fehler machen“, warnt der Spezialist für öffentliche Gesundheit, Nicola Lorusso, der unter Anderem dem Expertenrat für Covid-19 von Andalusien angehört. Lorusso ist ein italienischer Arzt, der 2008 mit einem Erasmus-Stipendium nach Spanien kam und blieb, um sich auf öffentliche Gesundheit und Epidemiologie zu spezialisieren. In seiner Vita stehen mehrere Master in öffentlicher Gesundheit und Gesundheitsmanagement und eine berufliche Laufbahn, die ihn zu einer Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitswesen von Kastilien-León und der andalusischen Regierung geführt hat, wobei er zwei Jahre als Epidemiologe an der Costa del Sol tätig war.
Im Jahr 2019 kehrte er nach Sevilla zurück, um sich dem Epidemiologischen Überwachungssystem des regionalen Gesundheitsministeriums anzuschließen, das er koordiniert, sowie als technischer Berater der Generaldirektion für öffentliche Gesundheit der Regionalregierung. Lorusso ist eines der Mitglieder des Expertenausschusses, der den Vorstandsvorsitzenden Juanma Moreno und seine Regierung über Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie berät.
Zur aktuellen Situation meint Lorusso: „Im Moment befinden wir uns in einer Phase der Stabilisierung; wir beobachten, dass die Inzidenz, die letzte Woche exponentiell zugenommen hat, sich bereits in einer Phase der Stabilisierung befindet. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch verstehen, dass Menschen, die jetzt in den Krankenhäusern ankommen oder sterben, sich in den vergangenen Wochen trotz erster Restriktionen infiziert haben. Wir müssen mehr Geduld aufbringen, um mit Hilfe von Maßnahmen einen deutlichen Nutzen in Bezug auf Krankenhausaufenthalte und Intensivstationen und Todesfälle zu erzielen.“
Zum drohenden Hausarrest meinte Lorusso, dass aktuell alle Maßnahmen in der Diskussion seien, die in der momenten Situation helfen könnten. Alle Maßnahmen müssten immer in einem angemessenen Verhältnis zur Situation stehen. Aktuell fiele die Maßnahme des strikten Lockdowns nicht in die Zuständigkeit der Autonomen Gemeinschaft, von daher könne Andalusien nur ausschöpfen, was an Restriktionen momentan im juristischen Rahmen denkbar sei.
Die Pflegekapazität ist eine Meßgröße, die die Experten ständig im Auge behalten müssen. In Granada beispielsweise ist die Aufnahme in Akutbetten bereits extrem strapaziert. Angesichts dieses Drucks auf die Versorgung würden alle Anstrengungen unternommen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, in dem Sinne, dass nicht nur die Patienten von Covid, sondern auch die übrigen Menschen, die in dieser Zeit möglicherweise medizinische Versorgung benötigen, versorgt werden können.
Lorusso sieht eine Verbindung zwischen der Universität und den Schulen und der starken Belastung Granadas durch den Coronavirus. Auch die Rückkehrer von den Küsten seien ein Faktor, der die Ansteckung befeuert haben könne.
Zu Weihnachten, das Moreno durch den frühzeitigen Lockdown light retten wollte, sagt der Experte: „Ich glaube, dass wir auch an Weihnachten nicht unachtsam sein dürfen. Die Beibehaltung der grundlegenden Maßnahmen wird sich natürlich auch in Zukunft nicht ändern. Wir werden Weihnachten nicht so feiern und erleben können, wie wir es vor einem Jahr getan haben. Es wird für uns keine Möglichkeit geben, Menschenansammlungen zu haben und gemeinsam zu feiern. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir ein anderes Weihnachtsfest erleben müssen, eines, das umsichtig und respektvoller gegenüber anderen ist und gleichzeitig an den vorgeschlagenen und in Kraft befindlichen Maßnahmen festhält.“ Foto: Nicola Lorusso/ LinkedIn