Das „Charlatán“ in Sevilla, das aufgrund der Coronavirus-Krise und der Einschränkungen im Hotel- und Gaststättengewerbe schließen musste, hat beschlossen, von Montag bis Donnerstag fünfzehn von den Büßerbruderschaften der Stadt ausgewählte, bedürftige Personen täglich kostenlos mit Mahlzeiten zu versorgten. Das Charlatán liegt im zentralen Stadtteil Arenal, und sein Besitzer, Jaime Rodríguez de Moya, erklärte der spanischen Nachrichtenagentur EFE, dass die Initiative am gestrigen Montag begann. Als erstes wurden 15 Personen, die von der Bruderschaft La Redención geschickt wurden, versorgt.
Am Dienstag wird die Bruderschaft von Los Estudiantes weitere fünfzehn Personen dorthin bringen, am Mittwoch ist es El Baratillo und am Donnerstag die Quinta Angustia, so dass jede Bruderschaft an dem Tag an der Reihe ist, an dem sie auch zu Ostern in der Prozession aufbricht.
„Wir befanden uns in einer guten Situation, wir waren vier Jahre lang geöffnet, und wir wuchsen. Die erste Welle bedeutete die totale Schließung. Wir haben im September wieder eröffnet und versucht, Arbeitsplätze und Umsatz zu verteidigen, aber die jüngsten Beschränkungen machen es jedem Gastronomiebetrieb unmöglich, leistungsfähig zu bleiben“, sagt er.
Als die Junta de Andalucía die Schließung ab 18 Uhr beschloss, berief Rodríguez de Moya ein Treffen mit den vier auf der Lohnliste verbliebenen Arbeitern ein, von denen einer in ERTE arbeitet, nachdem der Gastwirt gezwungen war, vier weitere Mitarbeiter mit geringerem Dienstalter zu entlassen. „Ich wollte nicht jeden Nachmittag wieder schließen. Daher beschloss ich, für die geöffnet zu bleiben, die Hilfe brauchen“, so de Moya. „Es gibt Kunden, die angeboten haben, ein Menü zu bestellen und für zwei zu bezahlen, aber ich möchte nicht, dass die Leute zusätzlich Geld bezahlen.“
„Solange ich kann, werde ich nicht aufgeben“, sagt der Besitzer, der bereits ein anderes Geschäft, die Diskothek Groucho, schließen musste und nicht glaubt, dass eine Öffnung vor Herbst 2021 möglich sein wird. Auch im Falle des Restaurants sähe die Zukunft „katastrophal“ aus. so de Moya. Neben der Hilfe für Bedürftige trägt er noch Verantwortung für seine Mitarbeiter. „Wir nehmen kein Geld mehr ein, aber unsere Kosten bleiben bestehen: Müll, Wasser, Strom, Steuern, Mehrwertsteuer… Es gibt keinen Ausweg“, unterstreicht der Besitzer von Charlatán, der hofft, dass es bald einen Impfstoff gegen Corona gibt.
Bis dahin appelliert er an die Vernunft und Rücksichtnahme seiner Mitmenschen: „Alles, was von uns verlangt wird, ist Distanz einhalten und Masken tragen. Es ist ja nicht so, dass wir uns in einem Bunker einschließen müssten. Wir sollen nur zuhause bleiben und aufeinander aufpassen.“ Foto: facebook.com/CharlatanSevilla/