Die Immobilienbranche ist in Spanien traditionell ein wichtiger Markt, der sowohl von Einheimischen als auch zunehmend von ausländischen Käufern profitiert. Immer mehr Menschen aus der EU haben in den letzten Jahren die Gelegenheit genutzt, eine Ferienwohnung oder ein Strand-Apartment an einem der zahlreichen spanischen Strände zu kaufen. Dabei standen sowohl die private Nutzung während des Urlaubs als auch die kommerzielle Vermietung im Fokus.
Das Corona-Virus und die daraus resultierenden strikten Einreisebeschränkungen, Reiseverbote und Verbote von Zusammenkünften in der Freizeit haben die ganze Wirtschaft ins Mark getroffen. Der spanische Immobilienmarkt jedoch leidet besonders darunter: Die Zahlen von 2019, wo 94.046 Wohnungen an ausländische Staatsbürger verkauft wurden, sind definitiv Geschichte. Für das erste Quartal 2020 sind noch keine genauen Zahlen bekannt und das zweite läuft noch, Experten und Makler gehen jedoch von einem hohen zweistelligen Verlust um die 50 Prozent aus.
Langfristige Auswirkungen der Corona-Pandemie
Luis Corral, Mitglied des Vorstands der Organisation für den Immobilienmarkt Foro Consultores Inmobiliarios, sieht auch langfristige Markteinbrüche. Durch die immensen wirtschaftlichen Verluste der Krise, die nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatleute betreffen, seien Zweit- und Ferienwohnungen eines der ersten Dinge, die bei einer schlechten finanziellen Lage wegfielen.
Hinzu komme laut Corral, dass Spanien nach Italien und Frankreich zu einem Epizentrum der Corona-Pandemie geworden sei. Die Bilder von überfüllten Krankenhäusern, verwaisten Straßen und gesperrten Stränden seien um die Welt gegangen, das habe einen zusätzlich dämpfenden Effekt auf die Kauflaune von Interessenten. Diese Bilder könnten die Touristenzahlen auch nach der eigentlichen Krise senken, wenn Buchungen für Ferienwohnungen storniert und nicht nachgeholt werden. Davon seien vor allem klassische Urlaubsregionen wie Andalusien betroffen.
Bereits im letzten Jahr sank der Verkauf von Wohnungen und Apartments in Spanien leicht, da internationale Dynamiken wie der Brexit, wirtschaftliche Flauten und immer höher steigende Immobilienpreise Käufer abgeschreckt hatten.
Ein weiteres Problem sind die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Baubranche: Zwar durften Mitte April wieder Fachkräfte auf Baustellen arbeiten. Davor lagen die Projekte jedoch mehrere Wochen brach, manchen Investoren für Neubauprojekte könnte durch möglicherweise enorme finanziellen Verluste das Geld ausgehen.