Heute im Portrait: Christiane Rudigier & Sabine Edel von ALTA daycare
Die beiden Auswanderinnen Christiane Rudigier und Sabine Edel haben sich zum Ziel gesetzt, die Altenpflege in Andalusien zu verbessern. Ihr Unternehmen ALTA daycare, das erste Tages-Betreuungszentrum für Senioren an der Costa del Sol, ist aktuell in Planung. Die Gründerinnen suchen noch nach passenden Räumlichkeiten zwischen Fuengirola und Marbella (Größe ca. 400 qm). Zudem bieten sie Investoren eine spannende Möglichkeit, sich einzubringen.
Wir haben die beiden Powerfrauen nach ihren Plänen befragt und wie sie überhaupt in Andalusien gelandet sind.
Ihr habt Euch ein spannendes und wichtiges Thema für die Costa del Sol ausgesucht: die Pflege im Alter. Was war der Auslöser?
Sabine Edel: Ich bin gelernte Altenpflegerin und bin nach Spanien gekommen, ohne zu wissen, wie die Situation der Altenpflege hier aussieht. Ich ging davon aus, dass alle Familienangehörigen bis zu ihrem Ableben zu Hause gepflegt werden, alles noch sehr familiär ist und Altenheime (in dem Sinne) nicht wirklich eine Option sind, um Angehörige dort bis zum Lebensende unterzubringen.
Erst arbeitete ich in der Gastronomie, bis ich erkannte, dass es doch Potenzial gibt, Altenarbeit zu leisten. Nachdem immer mehr bekannt wurde, dass ich gelernte Altenpflegerin bin, kamen durch meine Gastronomiekunden immer mehr Nachfragen, ob ich nicht Interesse hätte, mich um ihre Eltern o. andere ältere Angehörige, zu kümmern. Somit stieg ich wieder in die Altenarbeit ein. Viele Auswanderer benötigten Hilfe & Unterstützung im Alltag. Ich begann privat, Menschen zu helfen, die bedingt durch ihr Alter, Probleme in der Alltagsbewältigung haben.Laut meinen Erfahrungen, gibt es hier viele Menschen, die im sog. „jungen Alter“ (kurz nach Berentung) ihren Lebensabend an der Costa del Sol verbringen wollen. Nach einer gewissen Zeit verstirbt (z. B.) der Ehepartner, es kommen Krankheiten oder Gebrechen hinzu und sehr schnell fühlen sich diese Menschen dann sehr alleine und sind total überfordert, ihren Alltag (ohne Ehepartner) zu gestalten. Es fehlen nahe familiäre oder soziale Kontakte, die Trauerbewältigung ist schwieriger ohne soziale Kontakte, evtl. liegen Einschränkungen vor, die vorher vom Partner kompensiert werden konnten.
Persönliches Beispiel: im Moment betreue ich eine Dame mit leichter Demenz. Sie lebt seit 25 Jahren hier und weigert sich strikt, nach Deutschland zurück zu gehen. Sie könnte allerdings ohne Hilfe ihren Alltag nicht mehr selber bestreiten. Für solche Menschen oder Menschen mit ähnlichen Situationen möchten wir da sein.
Christiane habe ich im Spanischunterricht kennengelernt und ich stellte fest, dass wir beide einen ähnlichen beruflichen Hintergrund und eine ähnliche soziale Grundeinstellung haben. Wir beide haben uns verschrieben, bedürftigen Menschen zu helfen bzw. sie bestmöglich zu unterstützen. So entstand die Idee zu ALTA daycare. Wir wollen unsere Kräfte und Überzeugungen in dieser Einrichtung bündeln und lebbar machen. Wir wollen soziale Kontakte herstellen, benötigte Hilfestellungen anbieten und den Alltag unserer Klienten verschönern. Wir grenzen uns zur klassischen Altenpflege oder ambulante Versorgung (in dem Sinne) ab, sondern legen mit ALTA daycare den Schwerpunkt auf die Hilfe in der Alltagsgestaltung und -betreuung.Christiane Rudigier: Ich bin Diplom Sozialpädagogin und war viele Jahre in den verschiedensten Bereichen der Sozialen Arbeit tätig . Mit 30 Jahren wechselte ich die Seiten und stieg in die freie Wirtschaft ein und leitete zusammen mit meinen Mann über 10 Jahre ein Unternehmen, das mit künstlerischen Bauten die Entertainment Industrie belieferte. Daneben schlug mein Herz aber immer für die soziale Welt und ich bildete mich weiter fort, unter anderem als Therapeutin mit Schwerpunkt Biographiearbeit und als energetische Heilerin. Ausserdem arbeitete ich als Ehrenamtliche in der Sterbebegleitung. Mit dem Umzug nach Spanien wollte ich auch wieder mehr zu meinen beruflichen Wurzeln zurück. Ich arbeite als Volunteer bei Cudeca (einem Hospiz in Benalmandena) und bin in den letzten Jahren durch meine eigene Familie sehr mit dem Thema „Pflege und Leben im Alter“ konfrontiert und so entstand die Idee, diese gemachten Erfahrungen in ALTA daycare auch beruflich weiter zu tragen.
Der aktuelle Stand: Ihr sucht noch Räumlichkeiten und Investoren?
Ja, wir sind in der sogenannten Projektplanungs- und Gründungsphase. Momentan stehen die geeignete Miet-Objektsuche und das Finden von Investoren oder Förderern an oberster Stelle. Dazu sind wir um Unterstützung jeglicher Art sehr dankbar. Wir werden nun zeitnah auch die ALTA daycare der Öffentlichkeit vorstellen und zu Informationsveranstaltungen laden. Unsere Recherchen haben ergeben, dass wir mit einer großen Nachfrage für diese Form der Betreuung rechnen können und natürlich wollen wir so schnell wie möglich die ALTA daycare eröffnen. Realistisch sehen wir eine Eröffnung in 2017.
Im Laufe des ersten Jahres wollt Ihr weiteres Personal einstellen – wie ist die Situation hier, was Fachkräfte angeht?
Sabine Edel: Meine Erfahrung hat mir aufgezeigt, dass es schwierig ist, ausgebildetes Personal zu finden. Ich habe viele Menschen getroffen, die in Sachen Betreuung sehr aufgeschlossen & professionell sind. Allerdings, wenn es um fachliche Dinge geht, die wirklich Umgang mit Pflege oder Krankheitsbildern (im Alter) verlangen, ist fachliches Personal wirklich rar gesät. Im Laufe des ersten Geschäftsjahres wird angestrebt, 1-2 Mitarbeiter für ALTA daycare zu gewinnen. Wir werden einen großen Schwerpunkt darauf legen, weiteres Personal selbst und solide auszubilden.
Christiane, Deinem Portrait auf Eurer Website kann man entnehmen, dass Du Erfahrung mit Unternehmensgründungen hast. Was genau hast Du bisher schon gemacht? Sabine, wie sieht’s bei Dir aus?
Christiane Rudigier: ich habe über 10 Jahre mit meinem Mann zusammen eine Firma mit 40 Mitarbeitern geleitet, die mit Illusionsbauten, beweglichen Figuren und Kulissen Freizeitparks und Museen beliefert hat. Als Unternehmerin oblag mir die betriebswirtschaftliche und administrative Verantwortung, zudem war ich für das Personalwesen und Controlling zuständig.
Sabine Edel: Mit Unternehmensgründung habe ich keinerlei Erfahrung. Ich habe jahrelang in einem großen Altenheim-Unternehmen in München, als stv. PDL & Qualitätsberaterin gearbeitet. Vorher natürlich als Altenpflegerin & WBL.
An Eurem Webauftritt erkennt man sehr deutlich, dass Eurem Konzept ein durchkalkulierter Businessplan zugrunde liegt. Seht Ihr die finanzielle Seite trotzdem kritisch, gerade mit einem sozialen Projekt?
Gerade in der Altenarbeit und der Altenbetreuung sehen wir großes Potenzial und auch einen ständig wachsenden „Markt“ (siehe Altersdemographie). Es gibt ähnliche Projekte hier an der Costa del Sol (z. B. Seniorencafés, Tanzabende, diverse Aktivitätsangebote der Ayuntamientos oder Kirchen ect.), allerdings sind ganztägige Betreuungsangebote nicht bis gar nicht verbreitet. Mit ALTA daycare möchten wir diese Betreuungslücke schliessen und sind voller Hoffnung, dass ein solches Projekt auf großes Ansehen trifft.
Natürlich sind wir sehr bedacht, was die finanzielle Seite angelangt. Wir sind keine unrealistischen Enthusiasten. Das Konzept der ALTA daycare basiert ganz klar auf einem Wirtschaftsbetrieb. Wir sind überzeugt, dass liebevolle Betreuung und gewinnorientiertes Arbeiten sich gegenseitig nicht ausschliessen. Ganz im Gegenteil!
Welche unternehmerischen Kooperationen könnten für Euch noch spannend sein?
Auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit einem guten Arzt, der natürlich auch gleichzeitig unser Vertragsarzt sein soll – d. h. unser Klientel ist auch ärztlich versorgt & kann mit jeglichen gesundheitlichen Problemen über ALTA daycare beraten und betreut werden.
Desweiteren streben wir an mit Physiotherapeuten und Logopäden zusammen zu arbeiten, um Beweglichkeit & Mobilität beizubehalten bzw. zu fördern.
Auch ist die Idee stundenweise Fuss- & Nagelpflege anzubieten, wie auch Friseurbesuche. Auch wollen wir mit Sanitätshäusern zusammenarbeiten und Beratungen in rechtlichen und administrativen Fragen anbieten. Im Betreuungskonzept sind auch sogenannte „Kuscheltage mit Hunden“ enthalten und damit die Zusammenarbeit mit Tierheimen.
Nun mal zu Euch als „Deutsche in Spanien“: was hat Euch nach Andalusien verschlagen?
Sabine Edel: Privat: ein Traum – nachdem ich das 1. Mal (2008) hier war & mich Sonne, Landschaft, Leute fasziniert haben. Beruflich: erstmal nicht´s, bis mir klar wurde, dass auch hier Lücken in der Altenarbeit vorhanden sind.
Christiane Rudigier: die Neugier einmal im Ausland zu leben und hier an der Costa del Sol/ Andalusien im besonderen mit tollem Wetter, fantastischer Landschaft und internationalem Flair.
Was mögt Ihr hier besonders, was nicht so?
Sabine Edel: Wie vorher genannt, ich mag die Sonne, die Landschaft & die Leute. Die Lebensart & das Miteinander. Was ich nicht so mag, grundsätzlich, ist das Gesundheitssystem.
Christiane Rudigier: als Deutsche kann ich von den Südspaniern eine gewisse Leichtigkeit und Entspanntheit lernen. Was mir Schwierigkeiten wiederum als Deutsche macht, ist teilweise mangelnde Zuverlässigkeit und die Bereitschaft qualitativ gut und ergebnisorientiert zu arbeiten.
Andalusien ist Eure Heimat geworden – oder wollt Ihr irgendwann wieder zurück?
Sabine Edel: NEIN – ich möchte nicht wieder zurück – ich habe hier eine 2. Heimat gefunden. Wenn es möglich ist, möchte ich hier gern alt werden. Deswegen ist mir auch unser Projekt, mein Lebensprojekt, so wichtig: bei ALTA daycare kann ich meine soziale Gesinnung einbringen kann und die Zukunft unseres Klientels, aber auch meine sichern.
Christiane Rudigier: Andalusien ist jetzt meine Heimat und durch die ALTA daycare mehr denn je. Mein Mann und ich planen keine konkrete Rückkehr nach Deutschland – aber wo uns unsere Lebensreise in 10 oder 20 Jahren hin führt, das weiss ich nicht und plane es auch nicht.
Wie habt Ihr Spanisch gelernt – habt Ihr da Tipps für uns?
Sabine Edel: 3 Monate Grundkurs in Deutschland, dann 2 Jahre Spanischkurs in Spanien, aber das Wichtigste ist: Praxis, Praxis, Praxis – sprich Mund auf machen und reden!
Ich möchte die Sprache des Landes, in dem ich lebe, wirklich beherrschen sowie mich der Kultur- & Lebensweise anpassen – sonst hätte ich den Schritt nicht getan.
Christiane Rudigier: ich bin vor 4 Jahren ohne ein einziges Wort Spanisch sprechen zu können, hier her gekommen. Das kann ich niemandem empfehlen. 2 Jahre war ich in einem Spanischkurs -Gruppe und ein paar Monate hatte ich auch Einzelunterricht. Seit 1,5 Jahren habe ich aus familiären Gründen den Unterricht gestoppt. Ich bin aber nicht zufrieden mit meinen Sprachvermögen und möchte dies unbedingt verbessern und erweitern. Ich finde es absolut wichtig, die Sprache des Landes in dem man wohnt, gut zu beherrschen. Ich erlebe die Spanier als sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, wenn sie spüren können, dass man bereit ist, ihre Sprache zu lernen und zu sprechen.
Ihr habt beide Hunde: habt Ihr zum Abschluss noch Tipps für Hundebesitzer in Andalusien?
Sabine Edel : Hunde sind in Spanien ein MUSS… Ohne meine Hunde wollte ich nicht leben, sie sind meine tägliche Freude und Balsam für die Seele und werden es auch für unser Klientel sein. als Tipp für Hundebesitzer: bitte Hunde/Tiere aus Tierheimen retten und ein gutes Zuhause geben!
Christiane Rudigier: wir sind mit einem Hund aus Deutschland gekommen und wenn man hier lebt und hundelieb ist, kommt man gar nicht drumrum einen Hund zu adoptieren – so mit unserem 2.Hund vor 3 Jahren – ein 5 Wochen altes weggeworfenes Hundemädchen. Die Hundefreundlichkeit der Spanier nimmt wohl in den letzten Jahren zu, aber es gibt tagtäglich immer noch schreckliche Schicksale und Misshandlungen, die einem teilweise sehr verzweifelt machen. Tipp: bitte keine Hunde kaufen, sondern in die Tierheime gehen – sie quellen über!
Ihr habt das Schlusswort:
Sabine Edel: Den Traum von ALTA daycare zu verwirklichen, mit dem Wissen, Gutes und Sinnvolles zu tun und somit selbst ein glückliches und erfülltes Leben zu haben.
Christiane Rudigier: da schliesse ich mich komplett Sabine an !!!
Vielen Dank für das spannende Interview und die Einblicke in Euer Projekt!
Wir wünschen Euch alles Gute und viel Erfolg! Und wer sich bei Christiane und Sabine melden möchte, weil er Räumlichkeiten anzubieten hat, an einem Investment interessiert ist oder sich eine Kooperation vorstellen kann oder einfach, weil er mehr Informationen zu ALTA daycare haben möchte, der kann hier eine Nachricht hinterlassen.