Ein Kommentar von Astrid Kramer
Ich bin mal wieder auf Wohnungssuche. Nun sollte man meinen: in einem Gebiet mit derart viel Leerstand ist es sicherlich nicht zu schwierig, etwas zu finden. Insbesondere, wenn durch die aktuelle Corona-Krise die touristischen Vermietungen schwieriger bis unmöglich werden und auch die „Konkurrenz“ an solventen Mitbewerbern um eine Wohnung immer kleiner wird. Wir sind in Andalusien sicherlich weit von Hamburger Verhältnissen entfernt, wo man stundenlang in einer Schlange stehen muss, um sich mit 200 Mit-Interessenten um eine Kleinstwohnung in Eimsbüttel zu prügeln. Nicht zu vergessen: die Bewerbungsmappe mit allen Einkommensnachweisen, Schulzeugnissen und Lichtbild unter den Arm geklemmt. Nein, so sieht es hier nicht aus. Und trotzdem ist es nicht ganz unkompliziert, eine Wohnung zu finden.
Geringe Antwortraten
Zunächst einmal kann man sich bequem auf den einschlägigen Portalen wie idealista.com, pisos.com oder enalquiler.com umsehen. Man wird hier geradezu erschlagen von Hochglanz-Fotografien schönster Wohnungen. Zu beachten: die Fotos sind meist im extremen Weitwinkel aufgenommen. Terrassen, die weitläufig wirken, können sich bei der Besichtigung als kleiner Balkon entpuppen. Trotzdem ist die Auswahl groß. Wenn man angibt, dass man beispielsweise nur die Anzeigen des letzten Monats sehen will, sollte man meinen, dass die Antwortraten gut sind. Insbesondere, da die meisten Inserate leider über Makler laufen. In Spanien gibt es keine Reglementierung, dass der Vermieter den beauftragten Makler zu zahlen hat. Daher kommt man oft nicht drum herum, eine Monatsmiete an einen Makler zu zahlen, obwohl man selbst die Wohnung gesucht und den Kontakt hergestellt hat. Wie dem auch sei: man solle also meinen, die Antwortrate wäre gut.
Sie ist es nicht. Und es ist wirklich schwer zu begreifen, wie es möglich ist, dass man als Makler nicht auf Anfragen reagiert, selbst wenn diese (selbstverständlich) auf spanisch formuliert sind. Meine aktuelle Rücklaufquote liegt bei etwa 50%. Es gibt Objekte, von denen man einfach nie etwas hört.
Es ist sehr gut möglich, dass ein großer Teil dieser Anzeigen nur zum Sammeln von Leads, also Mail-Adressen von Interessenten, geschaltet werden. Man merkt das schnell an einem größeren Spam-Aufkommen. Wenn man z.B. eine eigene Domain hat, bietet es sich an, für die Wohnungssuche eine eigene Mail-Adresse zu generieren, die man dann nach der Suche wieder deaktivieren kann.
Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Dies ist allerdings nur die leichte Art von Betrug. Es gibt gerade im Bereich der Wohnungssuche richtig üble Machenschaften, auf die man auch reinfallen kann, wenn man nicht naiv und blauäugig durch die Welt läuft. Eine Masche: eine schöne Wohnung ist inseriert. Die Adresse ist korrekt, der Ausblick aus dem Fenster korreliert mit den Angaben. Man schreibt also die Vermieterin an und sagt, dass man Interesse hat. Nun kommt eine lange Mail zurück: sie liegt aktuell wegen eines Arbeitsunfalls im Krankenhaus in Málaga und könne daher nicht an einer Besichtigung teilnehmen. Sie würde aber gerne die potentiellen Mieter vorab selektieren, so dass man ihr Belege schicken soll, die die eigene Solvenz dokumentieren. Hier bitte keine vertraulichen Dokumente senden!
Im nächsten Schritt dann wird es kurios: sie antwortet, dass sie mich gerne als Mieterin hätte, aber noch immer nicht nach Marbella kommen könne. Von daher würde sie die Wohnung kurzzeitig bei Airbnb hinterlegen, wo ich sie direkt anmieten könne. Natürlich mit 1. Monatsmiete plus Kaution. Kurz: Cash vorab.
Ulkigerweise habe ich exakt diese Krankengeschichte schon einmal gehört, als ich in Casares nach einer Wohnung gesucht habe. Von daher: Augen auf bei Vermietern, die angeblich nicht kommen können, um eine Wohnung zu zeigen. Und vor allem: nichts im voraus bezahlen!
Aktuell habe ich den Fall, dass der angebliche Besitzer eines Hauses eine Vorauszahlung von mir möchte, um das Haus zu renovieren. Das Haus ist aktuell nicht in dem Zustand, dass man darin leben könnte. Er möchte nun, dass ich eine Reservierung hinterlege, damit er das Haus renovieren kann. Auf meine Nachfrage, ob wir das alles schriftlich festhalten könnten und ich eine Bankverbindung für einen Überweisung bekommen könnte (no cash!), kam keine Antwort mehr…
Es ist nicht alles schlecht
Es gibt auch sehr gute und engagierte Makler. Im Idealfall hat man diese in seinen Whatsapp-Kontakten gespeichert und kann sie direkt anschreiben, wenn man auf der Suche ist. Wenn man dann eine Dokumentation zusammengestellt hat, die belegt, dass man solvent ist und wenn man beispielsweise einen ehemaligen Vermieter oder eine Vermieterin als Referenz angeben kann, der bezeugt, dass man pünktlich zahlt, dann sollte dem neuen Wohnglück nichts mehr im Wege stehen.
Die Gesetzgebung in Spanien ist sehr mieterfreundlich. Daher ist es durchaus verständlich, dass Vermieter auf der sicheren Seite sein wollen. Vorauszahlungen von bis zu 12 Monaten sind zum Beispiel keine Seltenheit. Mit etwas Verhandlungsgeschick und der entsprechenden Dokumentation lässt sich hier aber meist etwas verhandeln.
Viel Glück bei der Wohnungssuche! Und wenn Ihr etwas wißt: 3 Zimmer, Garten, zwischen Guadalmina Baja und Marbella, sagt mir bescheid 🙂