Jeder, der schon einmal das Phänomen des Saharastaubs erlebt hat, kennt die fast surrealen Szenen: Der Himmel färbt sich gelb-rötlich, und die Welt wirkt, als wäre sie in einen sepiafarbenen Filter getaucht. Wenn dann auch noch Regen dazukommt, fühlt es sich an, als würden rötlich gefärbte Blutregentropfen vom Himmel fallen. Diese eindrucksvolle Naturerscheinung hat jedoch nicht nur ästhetische Konsequenzen. Der Saharastaub beeinflusst auch die Luftqualität und kann gesundheitliche Auswirkungen haben. Aktuelle Studien weisen jedoch darauf hin, dass Calima weniger schädlich ist als ursprünglich angenommen.

Was genau ist Saharastaub?

Saharastaub besteht hauptsächlich aus feinen Sand- und Staubpartikeln, die aus der Sahara, der größten Trockenwüste der Welt, stammen. Diese Partikel werden von Winden erfasst und über Tausende von Kilometern transportiert, oft über das Meer und quer durch Kontinente. Obwohl ein Großteil der gröberen Partikel auf dem Weg zurückbleibt, erreichen die feinsten Partikel auch weiter entfernte Regionen wie Europa.

Der Einfluss auf die Gesundheit

Dennis Nowak, ein Umweltmediziner am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München, erklärt, dass der Saharastaub zu 60 Prozent aus Quarz besteht. Daneben enthält er auch Aluminiumoxid, Eisenoxid, Kalk, Magnesiumoxid und Kaliumoxid – allesamt Verbindungen, die als vergleichsweise harmlos gelten. Dennoch kann die Exposition gegenüber diesem Staub insbesondere für Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen wie Asthma problematisch sein. Einige Studien deuten darauf hin, dass Saharastaub das Risiko für Verschlechterungen dieser Erkrankungen erhöhen kann, auch wenn die Datenlage insgesamt nicht eindeutig ist. Generell deuten die Studien darauf hin, dass Saharastaub weniger schädlich ist als bisher angenommen.

Saharastaub versus städtischer Feinstaub

Interessanterweise ist Saharastaub in Bezug auf seine Zusammensetzung und Wirkung nicht so schädlich wie der Feinstaub, der durch Verkehr und Industrie in Städten erzeugt wird. Dennoch sind die Feinpartikel des Wüstenstaubs nicht zu unterschätzen, da sie tiefer in die Lunge eindringen und Entzündungsreaktionen hervorrufen können. Für Menschen, die zu Allergien oder Asthma neigen, empfiehlt es sich, bei erhöhter Staubbelastung Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken und das Vermeiden von längeren Aufenthalten im Freien zu ergreifen. Auch das regelmäßige Waschen von Obst und Gemüse ist ratsam, um anhaftenden Staub zu entfernen, auch wenn die Gefahren durch kontaminierte Nahrung als gering eingeschätzt werden.

Positive Effekte des Saharastaubs

Trotz der gesundheitlichen Bedenken bringt der Saharastaub auch Vorteile mit sich, insbesondere für die Natur. Der Staub dient als natürlicher Dünger, reich an Mineralien wie Calcium, Magnesium und Eisen, die für das Pflanzenwachstum essentiell sind. Dies hat positive Auswirkungen auf Ökosysteme weit entfernt von seiner Herkunft – wie den Amazonas-Regenwald und die Meeresflora im Atlantik, die von den Nährstoffen profitieren, die durch die Staubstürme verfrachtet werden.

Während Saharastaub für die meisten Menschen ungefährlich ist, sollten insbesondere Asthmatiker und Allergiker Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die Natur hingegen profitiert in vielfacher Weise von den mitgereisten Nährstoffen, die helfen, Ökosysteme auf der ganzen Welt zu ernähren und zu erhalten. So offenbart sich einmal mehr die Komplexität und die Verknüpfungen unseres globalen Ökosystems – durch ein Naturphänomen, das sprichwörtlich atemberaubend sein kann. Foto: JavyGo